Sonntag, 26. Februar 2012

Carnaval in Rio de Janeiro

Kurzfristig habe ich beschlossen den Carnaval 2012 in Rio de Janeiro zu verbringen. Ich konnte einfach nicht in Porto Alegre bleiben und wissen, dass der grösste Carnaval der Welt nur 2 Flugstunden von hier stattfindet. Also habe ich am Dienstag ein Flugticket, ein Hostel und ein Ticket fürs Sambodromo gebucht. Am Sonntag bin ich dann für 5 Tage nach Rio gereist. Mein Rucksack und ich, wir kamen uns ganz abenteuerlich vor! Es war die einzig richtige Entscheidung gewesen! Es war einfach Einmalig! Ich habe so viel erlebt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Also habe ich nur ein paar Erlebnisse ausgesucht, die ich mit euch teilen will.

Highlights:
  • Die ganze Sonntagnacht habe ich im Sapucai verbracht und habe den Sambaschulen zugeschaut,   mitgesungen und mit getanzt. Einmalige Eindrücke. Eine Farbenpracht, die einem fast erschlägt. Kostüme mit Liebe zum Detail, obwohl man niemals alle sehen kann. Sambamusik mit Gesang zum Mitsingen und der Bateria (Trommelgruppe) als Höhepunkt. Sabma zum staunen!Jede Schule hat 1,5 Stunden Zeit für mit 5-8 Wagen durch den Sambodromo zu fahren. Jede Schule hat ein Lied, das während des ganzen Auftrittes wiederholt wird. Das ist einerseits ein bisschen ermüdend andererseits sehr praktisch, da man es schnell lernt und mitsingen kann.
  • Bloco dos Carmelitos in Santa Teresa. Ein Bloco ist ein kleiner Marsch mit 2 Musikwagen und einer Bateria. Diese Blocos finden in ganz Rio statt und gehören zum Carnaval der Stasse. Das schönste dabei ist, dass Jung und Alt zusammen feiern! Kinder und ältere Leute feiern genau so mit wie Jugendliche. Ich habe viele Grossmütter mit ihren Enkeln gesehen, die genau so viel Spass hatten wie wir.
  • Schlange stehen am Fusse des Corcovados. Da alle Züge schon ausverkauft waren, gingen wir mit einem Bus zur Christus Statue hinauf. Wir hatten etwa 3 Stunden und oben angekommen konnte man sich fast nicht bewegen so viele Leute hatte es.
  • Mit dem Motorradtaxi bis an obere Ende einer Favela (Vidigal) fahren. Danach durch den Jungel auf den „Gipfel“ der dois irmãos wandern. Bergab rennen. 3 Tage später immer noch Muskelkater haben… Die Freundin von Oscar (einem Angestellten des Hostels) wohnt in Vidigal und somit war es nicht wirklich gefährlich. Vidigal ist seit 4 Monaten von der Polizei besetzt und ist dort wirklich omnipresent. Ich war erstaunt wie gut alles organisiert ist! Es ist wie eine Stadt in einer Stadt, sie haben alles was man braucht: Schulen, Gesundheitszentren, Kirchen, Supermercados, Bars, Restaurants ja sogar Strassenschilder!
Noch eine kleine Schleichwerbung: Alle die, die den Pixar Film "Rio" noch nicht gesehen haben und sich für diese ausergewöhnliche Stadt interessiern müssen ihn unbedingt schauen! Ich kam mir oft "wie im Fium" vor ;) Ps: Fotos findet ihr auf facebook!

Freitag, 17. Februar 2012

International


In Porto Alegre gibt es zwei grosse Fussballclubs: International und Gremio. Alle, auch diejenigen, die sich eigentlich nicht für Fussball interessieren, haben ihre Mannschaft. Wenn man jemanden kennenlernt kommt die Frage „Colorada ou gremista?“  (Die Fans von Inter sind Colorados) etwa nach „Wie heisst du?“ und „Geht es dir gut?“… Da meine ganze „Familie“ aus Inter -Fans besteht, ist diese Frage Ehrensache. Eu sou Colorada! :) Da ich Schweizerin bin, war mein Schicksal sowieso schon besiegelt: Die Klubfarben sind Rot-Weiss. Leider hat sich meine Haut auch in diesen Tönen präsentiert... Dazu kommt, dass Inter eine der Erfolgreichsten brasilianischen Mannschaften ist! Z.b. ist Inter die einzige Mannschaft in der Geschichte des brasilianischen Fussballs, die eine nationale Meisterschaft (1979) unbesiegt gewann. 2006 haben sie die FIFA Klub-Weltmeisterschaft gewonnen! 2014 werden im Beira-Rio Spiele der Weltmeisterschaft stattfinden. Die Renovationen sind schon in vollem Gang!

Am Mittwoch war ich an meinem ersten Fussballspiele hier in Brasilien! International  X Cruzeiro (2:0) dies ist „nur“ ein Spiel der Gauchão. Dies ist die Meisterschaft von Rio Grande du Sul und somit die leichteste Liga in der Inter spielt. Denn Inter spielt auch in der gesamt Brasilianischen Meisterschaft und auch an den Libertadores, der Südamerikanischen Variante der Campions League.

Eu sou Colorada :)
Dort werden die Tribünen renoviert

Montag, 13. Februar 2012

fim de semana


Am Samstagmorgen ging ich mit Marcia auf die feira (Markt) und wir kauften gaanz viel gesunde Sachen, sprich Früchte und Gemüse. Die feira ist nur 5 Minuten von zu Hause entfernt und findet wie in Bern dienstags und samstags statt J Aber im Gegensatz zur Schweiz ist es billiger als im Supermercado!  Mittags haben wir uns etwas leckere gekocht und danach geschlafen. Also ich habe mich noch nicht an diesen Rhythmus gewöhnt und wenn Nachmittags alle schlafen, schreibe ich e-mails, lese (auf Portugiesisch!) oder schaue fern. A tardinha (das ist die Zeit von 16-18 Uhr) sind wir in ein Taxi gestiegen und wollten ins Shoppi gehen, doch dann haben wir uns im Taxi (typisch brasilianisch) um entschieden und liessen uns  ins Centro zum Mercado Publico fahren. Mit dem Mercado Publico hat die Geschichte von Porto Alegre begonnen. Der Mercado ist eines der älteste Gebäude in poa. Baujahr  1869! Heute ist er renoviert (mit Lüftungssystem) und neu organisiert. Also traf ich im Mercado nicht wie erwartet ein riesen Chaos vor. Die grosse Halle ist in Viertel geteilt um die man herumlaufen  kann.  Wir haben in der Banca 40, der ältesten und traditionsreichsten Sorveiteria eine Bomba (3 verschiedene Glaces [in meinem Fall Coco, Maracuja und Bananen] Rahm und Fruchtsalat) gegessen. Danach bin ich meinen ersten Schritt Richtung Gaucha gegangen: Ich habe eine ciua gekauft! :) Vom Mercado aus sind wir weiter durch den ältesten Teil von poa spaziert.Vorbei an der Casa Cultura de Mario Quintana. Quintana lebte Anfangs des 20 Jahrhunderts in Porto Alegre und ist einer der bedeutendsten brasilianischen Poeten. Weiter durch das Areal Militar, das Zentrum vom Militär von Rio Grande du Sul mit zwei Museen! Mitten in dieser Zone liegt die Igreja Nossa Sehnhora das Dores, die brasilianische Antwort auf die Sacre Couer. Die Kirche ist genau so weiss, jedoch mit Ecken und Kanten. 
Igreja Nossa Sehnhora das Dores
Schliesslich sind wir beim Gasômetro angekommen. Diese ehemalige Energieerzeugungsanlage wurde in ein Kulturzentrum umgewandelt. Da kam mir der Gedanke ans Tate Modern. Hier beginnt auch die „Freizeitzone“ Poa’s. Hier kann man am Ufer des Guaiba inlineskaten, Velo fahren, joggen oder auch keinen Sport treiben und nur den Sonnenuntergang geniessen :) Müde und hungrig zu Hause angekommen haben wir careteiro gekocht ein typischer brasilianischer Reiseintopf mit Fleisch, Tomaten und Zwiebeln.

Usina do Gasômetro
Sonntags habe ich ausgeschlafen und bin erst um 10 Uhr zu Marcia die schon fit und munter auf dem Laufband war. Nach einem guten Mittagessen und ein paar Stündchen schlaf (ich habe dafür in der Nacht bzw. am Morgen mehr geschlafen) gingen wir ins Shoppi. Dort haben wir Kleider, Hefte und Stifte für Emily gekauft, die am 27. Februar ihren ersten Schultag hat! Abends haben wir Brigadeiros, die brasilianische Variante unserer Pralines, gemacht. Kondensmilch und Schokoladenpulver aufgekocht, als Kugeln in Schokoladenstreusel gerollt und fertig zum Geniessen. Hmmm! Ein süsses Ende für ein erholsames Wochenende.

Montag, 6. Februar 2012

Chimarrão

Wie schon erwähnt, mache ich jetzt einen kleinen (aber wichtigen) Exkurs über Chimarrão, das "national" Getränk der Gauchos.
Chima (ausgesprochen: Schima) ist ein Tee aus Mateblättern (Stechpalmengewächs). Dieser wird traditionellerweise in einer "cuia" (Endteil eines ausgehöhlten Flaschenkürbis) mit einer "bombilla" (Metall "Rörli" mit einem Sieb am unteren Ende) getrunken. Doch dies ist nicht nur ein Tee, nein dies ist eine Kultur, ein Ritual! Getrunken wird Mate mit Freunden und Familie, auf der Strasse, in Parks, bei der Arbeit, an öffentlichen Anlässen, einfach überall! Als Gastgeber gehört es zum guten Ton, seinem Gast einen mate anzubieten. Die cuia, in der sich bereits Mateblätter befinden (ich hatte noch nicht die Ehre in diese Kunst der Zubereitung eingeweiht zu werden) wird mit warmem Wasser gefüllt und so getrunken. Es wird immer nur ein Mate zubereitet, den man dann herum reicht. Entweder füllt der Gastgeber die cuia immer wider auf oder sie wird nach dem trinken selbst aufgefüllt und weiter gegeben.Man kann sein Chima mit diversen Kräutern und Gewürzen bereichern. Bis jetzt hatte ich mate  mit Zucker oder Kümmel zusatz.
Auf dem Markt kann man Taschen kaufen, die extra fürs Chima (cuia) + Zubehör (eine Termoskanne mait warmem Wasser) konzipiert sind! Aber die meisten laufen einfach so mit einer Termoskanne in der einen und einer cuia in der anderen Hand durch die Strassen.

Da ich diese Tradition schon kannte (Adelaide sie Dank!) habe ich mich schon darauf gefreut, aber ich war nicht darauf vorbereitet, dass alle und vorallem überall mate getrunken wird!

Im Park mit dem "Fitnesszentrum" im Hintergrund :)
Währenddem der Gouverneur eine Rede hält...
Mate doce für Emily und einen normalen für uns

Donnerstag, 2. Februar 2012

a colonia

Gestern war ich auf der Colonia, wo die Familie Herbertz bis vor 6 Jahren gelebt hat. Der Bauernhof ist noch einmal etwa 12 km von Três de maio entfernt und von Feldern und Wälder umgeben. Ein kleine Häuschen mit einemgrossen Stall für die Kühe, einem Hühnerhaus, einem früheren Schweinestall.(jetzt gerade im Umbau) und einem Unterstand für die Fahrzeuge. Als die Familie Herbertz noch hier wohnte, hatten sie sogar noch eine Bienenkolonie. Im dazugehörigen Land wird Soja angepflanzt und es hat einen See zum Fischen (der im Moment leider ausgetrocknet ist…) Ein wunderschönes Fleckchen Erde am Ende der Welt (oder am Anfang?)
v.l.: Die Garage, der Schwinestall, der kleine und der grosse Stall



Der grosse Stall, die neuen und alten Betreiber, im Hintergrund die Garage und der Schweinestall

Der ausgetrocknete See... umgeben von Sojaplantagen. Der Hof liegt links ausserhalb des Bildes, das Land geht bis zum Wald hoch und rechts noch ein bischen weiter.
Um dort hin zu gelangen sind wir über Stock und Stein gefahren. Das Land ist sehr hügelig dort und da es auf dem Land ist keine geteerten Strassen. Das Auto hat brav mitgespielt, doch manchmal hatte ich Angst, dass die Räder durchdrehen und wird den Hügel hinunter rollen statt hinauf... Als ich erzählt habe, dass bei uns in der Schwiez die Erde braun und der Staub grau ist, stiess ich auf erstaunte Gesichter. Hier ist sowohl die Erde wie auch der Staub rot! Sehr gewöhnungsbedürfitg, aber ich finde es noch schön :)

Einfahrt in die Colonia

Mittwoch, 1. Februar 2012

Familie Herbertz in Três de maio


Das Haus mit Garage

Der Berner Sennenhund Baldoggi
Die Terasse und ein Teil des Garten

Olga, Emily tomar um Chima e Marcia


Emily, Marcia e Marlene

Aussicht vom Balkon

Der Churrascero Nilo

Nachtessen mitArbeitskollegen von Marcia (Politiker)



Três de maio


Três de maio (Dritter Mai) liegt im Landesinnern von Brasilien (7 Stunden Busfahrt von POA) fast an der argentinischen Grenze. Hier kennt jeder jeden und weiss über alle Familienmitglieder Bescheid. Da ist es schon etwas Besonderes wenn man einen Schweizer in der Familie hat! Als ich hier ankam gab es sogar eine Nachricht im Radio, dass jetzt eine Schweizerin in der Stadt verweilt (aber auch nur weil meine "Grossmutter" Marlene den Radiosender angerufen hat :) Der Alltag ist gemütlich und einfach. Im Garten sucht man sich ein Plätzchen im Schatten wo der Wind am besten hinkommt und trinkt den lieben langen Tag Chimarrão ,eine Art Tee (dazu später mehr!) Zu gegebener Zeit geht man ins Haus und schaut seine Telenovela schauen. Oft habe ich auch mit meiner kleinen „Cousine“ Emily gespielt oder gezeichnet.
Hier ist alles sehr weit vom Brasilien der Klischees entfernt. Hier leben richtige Gauchos (So nennen sich die Einwohner des Staates Rio Grande do Sul). Alle stammen von europäischen Einwanderern ab. (Viele von Deutschen) Familien von Três de maio heissen: Herbertz, Becker, Jost, Winkelmann, Fischer ect. In der Generation der Grosseltern sprechen fast alle Deutsch, denn sie hatten Deutsch in der Schule. Doch sie haben mit den Jahren ihr eigenes Deutsch entwickelt, dass vor allem zu lesen sehr amüsant ist :)
Kleine Kostprobe aus der Zeitung (eine Kurzgeschichte auf der Witzseite) : „ Do honn se dann ihre aparelhos ufgstellt, so wie es dunkel wa, do honn se dann angefang se beobachte, de wond, die sterne um dat ganze rinsfieh.“